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The Cinematographer and the Lens

Studie, 2014

Die Entwicklung von Objektiven für die Aufnahme von Kino- und Fernsehfilmen erfolgte lange Zeit vor allem über technische Vorgaben. Ziel war zumeist eine möglichst große Schärfe und ein hoher Kontrast, da beide Parameter durch das fotochemische Filmmaterial und die Kopierung erheblich beeinträchtigt wurden. Mit dem Übergang zu digitalen Filmkameras entfielen diese aber; in der Folge bewerteten Kameraleute den Look der Bilder, die mit denselben Objektiven wie früher, aber an digitalen Kameras aufgenommen wurden, tendenziell als „überscharf“ und „zu hart“. 

Zu diesem Thema führten Katrin Richthofer und Peter C. Slansky im Frühjahr 2014 ihr erstes gemeinsames Forschungsprojekt durch. Die Beteiligung von über 440 Kameraleuten weltweit an ihrer Umfrage übertraf ihre Erwartungen um ein Vielfaches. Eine Mehrheit von 71 % bestätigte die Grundannahme, dass mit dem Übergang zur digitalen Filmkamera (Station 2) die Wichtigkeit des Objektivs noch zugenommen hat. In der digitalen Ära wird der Look des Bildes, außer durch die klassischen bildgestalterischen Mittel und das digitale Color Grading, ganz wesentlich durch die Wahl des Objektivs kreiert. Allen individuellen Unterschieden zum Trotz zeigen sich hier gewisse übergreifende Präferenzen: So wird etwa die Vermeidung von Fokuspumpen als noch wichtiger bewertet als die Gesamtschärfeleistung. 

Die Studie wurde auf dem Symposium „Das Objektiv im Zeichen von XK“ des Studienzentrums für Filmtechnologie am 16. März 2015 an der HFF München vorgestellt. Dieses Symposium brachte – erstmals für viele Teilnehmer – Objektivhersteller mit Kameraleuten zusammen, und es entwickelte sich ein durchaus spannender und befruchtender Dialog. Heute berücksichtigen alle namhaften Hersteller von Filmobjektiven bei ihren Konstruktionen die Fragen des Looks. 

Die Studie ist in Deutsch und Englisch im freien Download verfügbar.