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Vor der HFF

„Electronic Cinematography“ – das war um 1990 herum nicht nur ein Schlagwort für eine neue, filmische Arbeitsweise mit der Fernsehkamera, sondern auch der Titel des Buches von Harry Mathias und Richard Patterson, die diese Arbeitsweise als erste beschrieben. 1988 hatten Peter C. Slansky und sein Studienfreund Detlef Möllering, noch während ihres Fotoingenieur-Studiums an der FH Köln, begonnen, ihre ersten professionellen Industriefilme zu drehen. Auftraggeber war die Firma Sony, die damals ihren deutschen wie ihren europäischen Hauptsitz in Köln hatte. So konnten Möllering und Slansky die Arbeitsweise der Electronic Cinematography selbst praktizieren – und ihre Grenzen ausloten.

Der Kern der Electronic Cinematography besteht in der „Arbeit im Regelkreis“: Mithilfe bestimmter Messgeräte – Waveformmonitor und Vektorskop – werden die Signalpegel der Kamera bereits vor der Aufnahme kontrolliert und so präzise Einstellungen an Kamera und Objektiv vorgenommen. Diese Arbeitsweise erschien deshalb sinnvoll, weil damals elektronische Kameras im Vergleich zum fotochemischen Film noch einen deutlich geringeren übertragbaren Kontrast- und Farbumfang aufwiesen. Das wiederum führte zum Begriff des „Film-Looks“, der gegenüber dem „Video-Look“ als überlegen und daher erstrebenswert galt. „Electronic Cinematography“ und „Film-Look“ standen so in einem interessanten Spannungsverhältnis.

Damals waren die kreative Arbeit mit der Fernsehkamera und die Benutzung von fernsehtechnischen Messgeräten noch getrennte Welten. So kam es durchaus vor, dass in einer Sendeanstalt ein Fernsehtechniker zu einem Fernsehkameramann sagte: „Finger weg von unseren Messgeräten!“ Zudem hatten Mathias/Patterson inihrem Buch ausschließlich die Gegebenheiten in Bezug auf die amerikanische Fernsehnorm NTSC beschrieben und in Bezug auf Fernsehkameras mit Bildaufnahmeröhren. So reifte in Slansky und Möllering der Plan zu einem eigenen Buch: In Deutsch, auf die Verhältnisse der europäischen Fernsehnorm PAL fokussiert und auf die neuen CCD-Kameras, mit deren neuesten Modellen die beiden für die Firma Sony und andere Auftraggeber praktisch arbeiteten.