3
Digitaler Film – digitales Kino

Buch, 2004

Am Anfang der Kette von der Aufnahme der Filmszene bis zum Bild auf der Kinoleinwand steht, unbestritten, die Kamera. Doch, die Kette ist lang. Anfang der 2000er war der 35mm breite Filmstreifen noch fest etabliert, sowohl als Aufnahmemedium als auch als Vorführstandard. Doch wie in Station 2 beschrieben, gab es erste Versuche, die klassische fotochemische Kette zu durchbrechen und durch eine digitale zu ersetzen. Es war klar, dass das neue Standards erfordern würde, da die bestehenden, auf Fernsehtechnologie beruhenden, nicht die für die große Kinoleinwand nötige Bild-Ton-Qualität lieferten.

Im Frühjahr 2003 versandte Peter C. Slansky 20 Briefe an potenzielle Autorinnen und Autoren, in denen er sie jeweils um einen thematisch umrissenen Beitrag zu einem Herausgeberband über das digitale Kino der Zukunft bat. Fast alle kamen seiner Bitte nach. Einer von ihnen, Prof. Franz Kraus, war gerade Abteilungsleiter der Abt. II Technik und Honorarprofessor der HFF München geworden. Ein anderer, Siegfried Fößel, sollte dieses Amt 14 Jahre später von ihm übernehmen.

Was Peter C. Slansky damals nicht wusste, war, dass zeitgleich in den USA, angetrieben durch die Hollywood-Majors, eine Spezifikation für die digitale Kinodistribution erarbeitet wurde. Diese sog. DCI-Specification wurde 2005 vorgestellt, ein Jahr nach „Digitaler Film – digitales Kino“. Damit war das Buch zum Teil überholt – aber nicht ganz: Das digitale Kino blieb ein bewegliches Ziel.

Ebenfalls 2005 mussten die ersten technischen Planungen zum Neubau der HFF vorgelegt werden (Stationen 10/11). In „Zukunft Kino“, herausgegeben von Daniela Kloock, schrieb Slansky ein Jahr später: „Vergessen wir nicht, dass das Kino mit dem 35mm-Film das erste globale Medium war und noch ist. Noch kann jeder Film, gleich wie alt er ist oder aus welchem Land er stammt, überall auf der Welt abgespielt werden. Es wäre eine Ironie der Technologie- sowie der Kulturgeschichte, wenn gerade die Digitalisierung, die ja oft genug als Grundlage der Globalisierung genannt wird, das Ende des Kinos als globales Medium bewirkte.“

So weit kam es nicht. Die DCI-Spezifikation wurde weltweit umgesetzt – auch in den Kinos im HFF-Neubau.